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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783423136020
Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 19.1 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt 2004 Die Geschichte einer süditalienischen Familie, die, aus einer Schande heraus entstanden, Generation für Generation ums Überleben kämpft. Sie beginnt mit dem kleinen Gauner Luciano Mascalzone, der nach 15 Jahren Gefängnis in das apulische Dorf Montepuccio zurückkehrt, aus dem man ihn vertrieben hat - die Geschichte der Familie Scorta. Zur sengend heißen Siesta-Stunde reitet er ein, um sich die Frau zu nehmen, die er nie haben konnte. Erst als man ihn erneut hinaustreibt und schließlich zu Tode steinigt, erfährt er, dass es nicht sie, die Angebete, sondern ihre Schwester war, die ihm die Tür geöffnet und sich ihm freiwillig hingegeben hat. Rocco wird er heißen, der Bastard, und weil auch seine Mutter die Geburt nur um wenige Tage überlebt und die Bewohner das verhasste Kind sofort töten wollen, gibt Pfarrer Don Giorgio es zur Pflege in ein Nachbardorf. Rocco Scorta Mascalzone entwickelt sich fortan zu einer wahren Plage, raubt, mordet und vergewaltigt, heiratet aber schließlich und gründet eine Familie. Über fünf Generationen hinweg, von 1875 bis in unsere heutige Zeit, zeugt die Geschichte jeder und jedes einzelnen Scortas vom Überlebenswillen eines süditalienischen Clans und von dem Versuch, der Schande des Ursprungs zu entrinnen. Unter der glühenden Sonne, Symbol für Leben und Tod, und vor dem Hintergrund eines Familiengeheimnisses gedeihen das kleine Glück in Form eines Tabakladens ebenso wie die großen Leidenschaften, wie Liebe und Schuld, Reichtum und Armut.

Autorenportrait

Laurent Gaudé, geboren 1972, ist Autor zahlreicher Theaterstücke. 2001 erschien sein erster Roman >Cris<. Sein zweiter, >Der Tod des Königs Tsongor< (dt. 2004, dtv premium 24419), wurde 2002 mit dem Schülerpreis Prix Goncourt des lycéens sowie 2003 mit dem Buchhändlerpreis Prix des Libraires ausgezeichnet und landete auf Anhieb auf der Bestsellerliste. >Die Sonne der Scorta< wurde 2004 mit dem wichtigsten Literaturpreis Frankreichs, dem Prix Goncourt, ausgezeichnet und stand wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Für seinen Roman >Eldorado< erhielt der Autor 2010 den Euregio-Literaturpreis. 

Leseprobe

Die Sonnenglut schien die Erde zum Schmelzen zu bringen. Kein Windhauch ließ die Olivenbäume erzittern. Alles lag reglos da. Der Duft der Hügel hatte sich verflüchtigt. Der Fels stöhnte vor Hitze. Mit der Selbstsicherheit eines Lehnsherrn lastete der Monat August auf dem Massiv des Gargano. Unmöglich zu glauben, daß es auf dieses Land einmal geregnet hatte, daß Wasser die Felder begossen und die Olivenbäume getränkt hatte. Unmöglich zu glauben, daß jemals Tier oder Pflanze unter diesem trockenen Himmel das zum Leben Notwendige hatte finden können. Es war zwei Uhr nachmittags, und die Erde war zum Brennen verurteilt.

Auf einem staubigen Weg schritt ein Esel langsam voran. Schicksalsergeben folgte er jeder Straßenbiegung. Nichts konnte seine Sturheit besiegen, weder die glühend heiße Luft, die er atmete, noch die spitzen Steine, die seinen Hufen zusetzten. Er marschierte vorwärts. Und sein Reiter ähnelte einem zu einer archaischen Strafe verurteilten Schatten. Der Mann bewegte sich nicht. Wie betäubt vor Hitze überließ er es seinem Reittier, sie beide ans Ende der Straße zu bringen. Der Esel erfüllte seine Aufgabe mit dumpfer Entschlossenheit und bot dem Tag die Stirn. Langsam, Meter für Meter, ohne die Kraft, jemals schneller zu gehen, fraß das Tier die Kilometer. Und der Reiter murmelte zwischen den Zähnen Worte, die augenblicklich in der Hitze verdampften. »Nichts wird mich besiegen... Die Sonne mag alle Eidechsen auf den Hügeln töten, aber ich werde durchhalten. Ich warte schon zu lange... Die Erde mag singen, und meine Haare mögen in Flammen aufgehen, ich bin auf dem Weg und ich werde ihn zu Ende gehen.«

So verrannen die Stunden, wie in einem Backofen, der die Farben verblassen läßt. Schließlich tauchte nach einer Wegbiegung das Meer auf. »Jetzt sind wir am Ende der Welt«, dachte der Mann. »Seit fünfzehn Jahren träume ich von diesem Augenblick.«
Das Meer lag vor ihnen, wie eine unbewegliche Lache, die keinem anderen Zweck diente, als die Kraft der Sonne zu spiegeln. Der Weg hatte kein Dorf durchquert, keine andere Straße berührt, er grub sich nur immer weiter ins Land. Der Anblick des unbewegten, in der Hitze flimmernden Meeres drängte den Gedanken auf, daß der Weg nirgendwo hinführte. Doch der Esel lief weiter, bereit, sich im gleichen langsamen und entschlossenen Schritt ins Wasser zu stürzen, sobald sein Herr es von ihm verlangte. Der Reiter blieb starr. Schwindel hatte ihn erfaßt. Vielleicht hatte er sich geirrt. Bis zum Horizont sah er nur Hügel und Meer, ineinander verschlungen. »Ich habe den falschen Weg eingeschlagen«, dachte er. »Ich müßte das Dorf bereits sehen können. Wenn es sich nicht zurückgezogen hat. Ja, es hat wohl mein Kommen gespürt und sich ins Meer zurückgezogen, damit ich es nicht erreichen kann. Ich werde in die Fluten eintauchen, aber nicht aufgeben. Bis zum Ende werde ich gehen. Und ich verlange, Rache zu nehmen.«

Der Esel erreichte den Gipfel des – wie es schien – letzten Hügels der Welt. In diesem Moment erblickten sie Montepuccio. Der Mann lächelte. Das Dorf bot sich dem Betrachter in seinem ganzen Umfang. Ein kleines weißes Dorf, dessen Häuser sich eng aneinanderschmiegten, auf einem hohen Felsvorsprung über dem ruhigen tiefen Wasser. Diese menschliche Anwesenheit in einer sonst so öden Landschaft mußte dem Esel komisch vorkommen, doch er lachte nicht und setzte seinen Weg fort.
Als der Mann die ersten Häuser erreichte, murmelte er: »Wenn nur ein einziger von ihnen versucht, mich aufzuhalten, zermalme ich ihn mit meiner Faust.« Sorgfältig beobachtete er jede Straßenecke, doch er beruhigte sich rasch. Er hatte den richtigen Zeitpunkt gewählt. Zu dieser Nachmittagsstunde lag das Dorf wie tot da. Die Straßen waren leer, die Fensterläden geschlossen. Sogar die Hunde hatten sich in Luft aufgelöst. Es war Zeit für die Siesta, und auch ein Erdbeben hätte niemanden aus dem Haus gelockt. Nach einer im D ... Leseprobe

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